Einführung Theo Seyfert, Bamberg, zur Ausstellung im Kunstverein Erlangen am 6.1.1996 (gekürzt).
Vor fast 40 Jahren bin ich Hilko Weerda am Ohm-Gymnasium in den Werkgruppen Keramik und Stein begegnet. Daraus entwickelte sich eine Freundschaft über diesen langen Zeitraum mit vielen gegenseitigen Atelierbesuchen, vielen Gesprächen über Kunst und Probleme der Zeit. So freut es mich sehr, heute bei seiner Ausstellungseröffnung am Ausgangsort seiner künstlerischen Bemühungen hier in Erlangen dabei sein zukönnen. Als unmittelbarer Beobachter seiner künstlerischen Entwicklung darf ich, will ich , vielleicht kann ich etwas zu seiner Gestaltungsweise sagen.
Betrachtet man seine bildnerischen Schaffensphasen, so dominiert am Anfang ein mehr zeichnerisches und plastisches Interesse. Einige Semester bei Prof. Wimmer in Nürnberg waren eben nicht wirkungslos. Dazwischen gab es malerische Auseinandersetzung mit expressiver Grundtendenz.( Abb.)
Die große Retrospektive der 70er Jahre in Freiburg fasst diese Anfangsphase zusammen. Schon im Ansatz, danach aber dominant trat die Auseinandersetzung mit der von der Realiltät befreiten Farbe in den Vordergrund. Verschiedene Techniken wurden erkundet, auf ihre Wirkung hin überprüft und in das gestalterische Gesamtkonzept eingebaut. Die große Ausstellung 1994 in der Galerie Boskamp in Hohenlockstedt zeigte diese Bemühungen.
Unverbindlich, doch eine stimmungsmäßige Dominanz ausschließend, werden schwimmende Farbinseln gesetzt. Diese schwebenden, oft leuchtenden Raumsignale, wirken strukturiert, der Malgrund, wie Fieberglasstrukturvlies verstärkt die Vibration. Auslassungszeichen in Weiß erhöhen die reiche Struktur. Ein erstes Darübergehen mit Farbverläufen, Verkrustungen, mit craquele´- artigen Aufbrüchen schafft eine Verzahnung der Raumebenen. Dunklere, skripturale, manchmal gefächerte Rhythmen verstärken die Dimensionierung. Beigegebene Materialien wie Sand, Watte, Collageteile machen die Farbe modulationsträchtiger. Das Flirren des gesamten Bildkörpers wird durch lasierend oder deckend eingefügte Farbflecken komprimiert. Dunkle Strukturbündel steigern die Farbintensität. Hilko Weerda beabsichtigt eine erhöhte Durchsichtigkeit der Bildstruktur durch lineare Vernetzung.
Nach diesem kurzen Eintauchen in den gestalterischen Prozess der Bilder H.Weerdas sind wir ansatzweise auch in der Lage zu überprüfen, ob das Ergebnis der vermeintlich unwillkürlichen, ob diese Farbwischer,- flecken,-spuren.-spritzer die Bildgestalt genügend profilieren.
Wir können durchschauen, ob die einzelne Form genügend Partnerschaft mit den übrigen Teilformen pflegt und zur Vereinheitlichung der Gesamtform des Bildes beiträgt und schließlich, ob das komplexe Gebilde genügend ausgeprägte Eigenart besitzt.